SICHTweise(n)Skulptur und Grafik von Matthias Trottin Naumburg geboren – Steinmetzlehre – Kraft der Hände – Feinheit des Auges- Studium an der
Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein.
Wenn ein Künstler Im Jahr 2000 – auf ein Material trifft – das nach 400 Jahren aus dem Elbsediment gezogen wird –und das Material und der Künstler eine hochkreative symbiotische Schaffensphase eingehen – so könnte man das auch Vorsehung nennen.
Ich spreche von 400 Jahre alten Eichenholzstämmen, die aufgrund einer notwendigen Sanierung an der Magdeburger Zollbrücke aus dem Ufersediment gehoben wurden- sie dienten in früheren Jahren als Pfahlgründung für eine im 17. Jahrhundert gebauten Brücke. Die Stämme von 30 x 30 cm und einer Länge von 2 bis 4 m geben eine begrenzte Form vor, nach der sich der Künstler richten muss. Eine schlanke aufstrebende Formgebung. Durch die Konservierung im Elbsand sind die Pfähle für die künstlerische Bearbeitung mit Holz ein gutes Ausgangsmaterial.
In seinen Arbeiten wurde nur mit der Kettensäge als künstlerisches Hilfsmittel gearbeitet. Diese alten Eichenpfähle haben durch ihre Konsistenz und Lagerung eine eigene Ästhetik. Jeder Pfahl trägt die Spuren früherer Bearbeitung, hat eigene Wachstumsmerkmale und - strukturen.
Die Bearbeitung der alten Hölzer erweist sich insoweit als schwierig, da durch das Alter und die schon eingesetzte Konservierung das Bearbeiten des Holzes immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Material und der zu gestaltenden Form ist.
Die Spuren seiner Bearbeitung lässt Trott bewusst stehen, eine vielleicht symbolhafte Deutung auf die Ecken & Kanten des Lebens, Spuren hinterlassen, die gedeutet werden können!
Skulptur und Raum gehen dabei eine Symbiose ein, ein Prozess der veränderten/erweiterten Wahrnehmung. Trott schält teilweise seine Skulpturen von außen nach innen heraus. Er durchbricht die Außenform und verschafft in der Skulptur neue Einblicke. Dadurch entsteht eine erweiterte Wahrnehmung und lässt den Betrachter aber auch am prozesshaften Entstehen teilhaben.
Gleichzeitig entsteht durch seine eigene Technik mit der Kettensäge Durchlässigkeit – Einsichten / Durchblicke, die das innere freigeben. Sichtbare Verletzlichkeit / Wunden / Narben / Transparenz.
Alle seine Skulpturen haben eine abstrahierte Form zum Gegenständlichen, reduziert auf das Wesentliche und den formalen Kontrasten.
Seit einiger Zeit erweitert Matthias Trott den Werkzyklus Skulpturen und Objekte durch Arbeiten auf Papier und Stein. Es ist eine formale Erweiterung mit artverwandten Materialien und Verfahren. So entstehen Holzschnitte und Steinkonglomerate wo das Thema des Formen- und Menschentypus durch veränderte Komponenten neu erscheint.